Biografie von Erwin Schrödinger
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Biographie - Quantenmechanik
Der am 12. August 1887 in Wien als einziges Kind wohlhabender Eltern geborene spätere große Physiker erlebte eine Kindheit ohne Traumata in einem Umfeld, das reich an Zuneigung und intellektueller Anregung war. Sein Vater, der zwar eine kleine Industrie betrieb, war ein ernsthafter Botaniker, der mehrere wissenschaftliche Arbeiten verfasste. Dank dieser Interessen unterhielt er sich regelmäßig mitihren Sohn zu jedem Thema, was seine Intelligenz in nicht geringem Maße anregt.
1898 trat Schrödinger in das Akademische Gymnasium in Wien ein, wo er eine solide Ausbildung erhielt, die neben dem Studium der Sprachen und der großen Klassiker der Literatur (eine Liebe, die er nie versäumte) auch ein intensives Studium der Philosophie umfasste. Natürlich wurden auch die Naturwissenschaften nicht vernachlässigt, und im Kontakt mit diesen Fächern entflammte in dem zukünftigen Wissenschaftler einebrennendes Verlangen nach Wissen und Einsicht.
Nach Abschluss des Gymnasiums im Jahr 1906 inskribierte er an der Universität Wien das Studium der Physik, das er nur vier Jahre später in vollem Umfang abschloss. Als Assistent für Experimentalphysik am Institut von Prof. Exner, der auch sein Lehrer war, merkte er bald, dass er sich mehr zur theoretischen Physik hingezogen fühlte. Außerdem war es am Institut von Exnerentwickelte er die Arbeit, um sich für die Hochschullehre zu qualifizieren (der entsprechende Titel "Privatdozent" wurde ihm Anfang 1914 verliehen). Dieser Titel brachte zwar keine Festanstellung mit sich, öffnete aber die Tür zu der akademischen Karriere, die Schrödinger nun anstrebte.
1914 war jedoch das Jahr, in dem der Frieden für Österreich-Ungarn endete. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Schrödinger, ein Festungsartillerieoffizier, mobilisiert und anschließend mit seiner Einheit an die italienische Front versetzt. Dort blieb er bis zum Frühjahr 1917, als er zum meteorologischen Dienst nach Wien zurückgerufen wurde, um das Personal zu unterrichten.Er konnte auch seine wissenschaftliche Arbeit an der Universität wieder aufnehmen, der er sich während der turbulenten Jahre der österreichischen Niederlage und der darauf folgenden politischen Instabilität und des wirtschaftlichen Ruins (von dem auch seine eigene Familie stark betroffen war) mit unermüdlicher Energie widmete.
1920 wurde ihm nach der Umstrukturierung des Wiener Physikinstituts die Stelle eines außerordentlichen Professors angeboten, doch das Gehalt lag unter dem Minimum, zumal Schrödinger zu heiraten beabsichtigte, so dass er es vorzog, eine Assistentenstelle in Deutschland in Jena anzunehmen. Kurz darauf konnte er endlich seine Lebensgefährtin, Annemarie Bertel, heiraten. In Jena blieb er jedochsehr wenig, denn schon im Oktober desselben Jahres wurde er außerordentlicher Professor in Stuttgart, und einige Monate später ordentlicher Professor in Breslau.
Siehe auch: Biografie von Gary MooreFür ihn war die Situation jedoch immer noch nicht stabil, vor allem wegen des Zustands des ehemaligen Kaiserreichs, das von einer schweren Wirtschaftskrise heimgesucht wurde. Glücklicherweise rief ihn die Universität Zürich, wo er sich schließlich niederließ und die Ruhe fand, die er für seine Arbeit brauchte. Es waren die Jahre (vor allem die zwischen 1925 und 1926), die ihn zur Gründung derTheorien der Wellenmechanik, eine Entdeckung, die ihn international bekannt machte; dank dieses enormen Ansehens wurde er als Nachfolger von Planck auf den Berliner Lehrstuhl berufen, der damals der renommierteste in den theoretischen Disziplinen war. Sein grundlegender Beitrag zur Quantenmechanik ist die Gleichung, die seinen Namen trägt und sich auf dieDynamik von Quantensystemen, die zur Erklärung der Struktur des Wasserstoffatoms eingeführt und später auf alle anderen Systeme ausgedehnt wurde.
Sein Aufenthalt im Berliner Wissenschaftsmilieu sollte jedoch durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten und die daraus resultierende Verschlechterung des deutschen Hochschulwesens vorzeitig beendet werden.
Siehe auch: Letizia Moratti, Biographie, Geschichte, Privatleben und interessante Fakten über Letizia MorattiObwohl "arisch" und damit im Grunde sicher vor möglichen Repressalien, verließ Schrödinger Mitte 1933 spontan seine Berliner Professur.
Als er Berlin verlässt, findet er eine Unterkunft in Oxford und erfährt einige Tage später, dass er den Nobelpreis erhalten hat. Der Prestigeeffekt ist außergewöhnlich, und die Nachricht erhöht seine Chancen, in die englische Wissenschaftsgemeinschaft integriert zu werden. Doch auch aufgrund der nie gelösten Situation der Unsicherheit, die er immer über sich schweben fühlte, ist erEr wünschte sich für sich und seine Familie eine mögliche Rückkehr nach Österreich, was 1936 geschah, als er zum Professor an der Universität Graz und gleichzeitig zum Honorarprofessor an der Universität Wien ernannt wurde.
Leider machte die Geschichte dem Wissenschaftler wieder einmal einen Strich durch die Rechnung: Am 10. April 1938 stimmte Österreich für den Anschluss an Deutschland und wurde auch offiziell zum Nationalsozialismus. Viereinhalb Monate später wurde Schrödinger wegen "politischer Unzuverlässigkeit" entlassen und musste erneut sein Heimatland verlassen.
Erneut auf der Flucht, kam er in Rom an und setzte sich mit dem irischen Premierminister Eamon De Valera in Verbindung, der die Gründung eines Instituts für Höhere Studien in Dublin plante. Nachdem ihm die Ernennung zum Professor zugesichert worden war, verbrachte Schrödinger das akademische Jahr 1938/39 als "Gastprofessor" in Belgien und wartete auf seinen Ruf nach Dublin.Er beschloss daraufhin, nach Irland zu gehen, was ihm dank einer Sondergenehmigung gelang, die ihm die Durchreise durch England mit einem 24-stündigen Transitvisum ermöglichte.
In Dublin blieb Schrödinger fast siebzehn Jahre lang und bekleidete ab 1940 den Posten eines "Senior Professor" am Dublin Institute for Advanced Studies, wo der Wissenschaftler eine florierende Schule für theoretische Physik aufbaute.
Die Hoffnung, in seine Heimatstadt Wien zurückzukehren, hatte ihn jedoch nie verlassen, und bereits 1946 hatte ihn die österreichische Regierung eingeladen, die Professur in Graz wieder zu besetzen, als formale Bedingung für seine spätere Übersiedlung nach Wien. Schrödinger zögerte jedoch, in ein nicht souveränes, teilweise von den Russen besetztes Österreich zurückzukehren, und zog es vor, den Abschluss des Friedensvertrags abzuwarten(allerdings erst im Mai 1955 unterzeichnet).
Wenige Wochen später wurde er zum Ordinarius Extra-Status an der Universität Wien ernannt. Nachdem er Ende des Jahres seine Verpflichtungen gegenüber dem Dubliner Institut beendet hatte, konnte er im darauffolgenden Frühjahr endlich nach Wien umziehen und seine Professur in dem Land ausüben, in dem er schon immer leben wollte. 1958 schied er aus dem aktiven Dienst aus und wurde emeritiert, wenn auch versucht durchAm 4. Januar 1961 stirbt Schrödinger im Alter von 73 Jahren in seiner Wiener Wohnung, begleitet von Zeichen tiefer Trauer in der gesamten wissenschaftlichen Gemeinschaft.
Schließlich ist Schrödinger auch für die Lösung einiger biologischer Probleme bekannt: Seine Vorlesungen, die die heute als Molekularbiologie bekannte Denkrichtung begründeten, wurden in einem 1944 veröffentlichten Band mit dem Titel "Was ist Leben" zusammengefasst, in dem er klare und überzeugende Hypothesen zur molekularen Struktur der Gene aufstellte.